die kunst des beine werfens

Pulpo, bohnen, Labneh & romesco

Stilleben mit Blumen und Raku-Keramik

PROLOG

Ich habe gelesen, dass Kraken, wenn sie sich bedroht fühlen, eine ihrer acht Extremitäten abtrennen können und so gefährliche Jäger ablenken. Das passiert anscheinend nur im Extremfall, wenn gar nichts mehr geht, und der Arm soll auch wieder nachwachsen. Außerdem liest man, dass diese Weichtiere extrem klug sind und vor allem sehr lernfähig, aber leider besitzen sie nicht die Fähigkeit das Erlernte an weitere Generationen weiterzugeben. Alles neu Erworbene stirbt zusammen mit dem Tier. Das ist wahrscheinlich auch der Grund warum sie den Menschen keine Konkurrenten sind.

Die Kunst bei Gefahr eine Extremität loszuwerden würde mir sehr oft allzu gelegen kommen, habe ich überlegt. Zum Beispiel bei Veranstaltungen bei denen ich von der Gefahr bedroht werde, vor Langeweile einzugehen. Ich könnte einfach einen Arm da lassen und mich durch die Hintertür schleichen, während die Gesellschaft mit der hinterlassenen Extremität beschäftigt wäre. So hätte ich genug Zeit in Ruhe zu verschwinden. Ich könnte sogar erstmal bei der Begutachtung des abgetrennten Arms mitmachen. Das würde wahrscheinlich niemand merken. Nützlich wäre es auch bei einer unangenehmen Diskussion im Straßenverkehr. Ein Bein aus dem Autofenster werfen und weiterfahren. Das Weiterfahren geht allerdings nur mit Automatik.

Es scheint eine sehr ergiebige Art und Weise zu sein, Probleme zu lösen. Zumindest bei den Kraken. Die Evolution hat uns leider nur lahme und fade Taktiken zur Problemlösung beschert, wie das Insistieren auf das eigene Recht.
Ich hoffe nur, dass durch den Verzehr dieses köstlichen Fleisches ein bisschen DNA auf meine übertragen wird und ich bald mit dem Beine werfen anfangen kann.

In diesem Rezept habe ich den Pulpo mit verschiedenen Komponenten kombiniert, die sich perfekt ergänzen und sehr schön miteinander harmonieren. Es ist tatsächlich ein etwas aufwändigeres Rezept, wegen der unterschiedlichen Komponenten, aber es gibt ein paar Shortcuts, die den Weg zum fertigen Teller verkürzen. Beispielsweise kann man schon beim Einkauf eine Menge tun, in dem man den Oktopus und die weißen Bohnen vorgegart kauft. Der Oktopus wird noch in der Pfanne gegrillt und aus den Bohnen entsteht ein Salat.
Das hat keinen Einfluss auf die Qualität des Gerichts und man spart eine Menge Zeit. Eine andere Taktik, die ich anwende ist das Einfrieren. Ich hatte hier die Romesco-Sauce schon fertig bereitet und eingefroren. Dementsprechend habe ich viel Zeit gespart in der Vorbereitung. Natürlich muss man dafür vorher geplant haben, aber es ist nie zu spät um damit anzufangen.

Pulpo mit Romesco und Labneh

zutaten (4 Personen)

800 g Pulpo-Arme (gekocht)
500 g Joghurt für das Labneh
Etwas Öl zum braten

Für den Bohnensalat

250 g Weiße Bohnen (gekocht)
2 kleine gegrillte Paprikaschoten (rote aus dem Glas)
frische Thymianzweige
4 EL Olivenöl
2 EL Essig
Salz/Pfeffer
1 Handvoll Croutons

Für die Romesco-sauce

2 Ñoras* (ersatzweise 1 gestrichener TL geräuchertes süßes Paprikapulver: pimentón de la vera)
15 Mandeln (geschält)
15 Haselnüsse (geschält)
2 große reife Fleischtomaten
4 Knoblauchzehen
8 EL natives Olivenöl
2 EL Weißweinessig
2 Messerspitzen scharfes geräuchertes Paprikapulver: pimentón de la vera

* Die Ñora ist eine kleine runde Paprikasorte. Sie hat ein sehr charakteristisches süßliches Aroma. Diese wird in der Sonne getrocknet und lose oder verpackt verkauft. An der Ostküste Spaniens ist sie eine sehr beliebte Zutat für viele Gerichte. Man muss sie zuerst in Wasser einweichen, um an ihr Fruchtfleisch zu gelangen. Man findet sie online oder in spezialisierten Läden mit mediterranen Produkten.

zubereitung

Für das Labneh sind erstmal 24 Stunden Vorplanungszeit notwendig. Ein sauberes Küchentuch über ein Sieb drapieren und dieses über eine große Schüssel hängen, sodass die Molke in die Schüssel abtropfen kann. Den Joghurt leicht salzen und in das Tuch geben. Das Tuch zudrehen bis die erste Flüssigkeit abtropft. Das ganze im Kühlschrank für 24 Stunden abtropfen lassen.

Für die Romesco-Sauce die Ñora-Schoten mit einem Messer mehrmals aufschlitzen und über Nacht in Wasser einweichen lassen. Wenn diese durchgeweicht sind, von Kernen und Stielen befreien und mithilfe einer Messerspitze das dünne Fruchtfleisch von der Innenseite der Haut schaben und es beiseite stellen. Den Ofen auf 200 °C vorheizen und die geschälten Nüsse auf einem Blech goldbraun rösten – ca. 10 Minuten. Anschließend Tomaten und Knoblauch auch auf einem Blech im Ofen für mindestens 30 Minuten rösten. Die Knoblauchzehen nach dem Abkühlen von der Haut befreien, in dem man sie einfach ausdrückt. Alle Zutaten für die Sauce zusammen im Mixer durchmengen, nicht allzu lang, für eine grobe Konsistenz. Beiseite stellen.

Für den Bohnensalat die Paprikaschoten von den Kernen befreien und anschließend klein würfeln. Mit frischen Thymianblättern und den restlichen Zutaten zu einem Salat vermischen.

Die Pulpo-Arme in grobe Stücke schneiden, falls notwendig auch längs halbieren. In einer Pfanne mit etwas Öl scharf anbraten und salzen.

Auf der Mitte des Tellers den Labneh und die Romesco-Sauce nebeneinander verteilen. Den Bohnensalat darauf platzieren und zuletzt die gebratenen Pulpo-Arme. Mit ein paar Thymianzweige dekorieren.

Gebratener Pulpo mit Romesco-Sauce und Labneh
Stilleben mit Blumen und gebratenem Pulpo